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Ben Elton:
Popcorn

Aus dem Programmblatt der Aufführung 2000

Zum Inhalt des Stückes:

Akt I, Szene1:

Bruce Delamitri ist ein erfolgreicher Hollywood-Regisseur, dessen Werke jedoch sehr kontrovers diskutiert werden, weil seine Filme sich in realistisch-drastischer Weise mit dem Thema "Gewalt" auseinandersetzen und seine Kamera-Einstellungen oft genug nicht nur die prüden Schichten der amerikanischen Gesellschaft schockiert haben. Besonders sein neuester Film "Ordinary Americans" erhitzt die Gemüter, vor allem weil er hierfür eine Oscar-Nominierung erhalten hat.

Am Morgen des Tages der Oscar-Verleihung diskutiert Bruce mit seinem Produzenten Karl Brezner, welcher Filmausschnitt für den Fall, dass Bruce einen Oscar erhält, bei der Verleihungszeremonie gezeigt werden soll. Ihre Unterhaltung wird von Bruce' Tochter Velvet kommentiert, die von ihrer Mutter Farrah abgeholt werden sollte. Doch Farrah kommt zu spät, weil sie noch einen Termin bei ihrem Therapeuten hatte. Ursprünglich war geplant, dass Bruce und Farrah die Modalitäten ihrer bevorstehenden Scheidung besprechen wollten, doch nach einer kurzen heftigen Auseinandersetzung mit Bruce verlässt Farrah Bruce' Wohnung, um am nächsten Morgen das Geschäftliche zu regeln.

Szene 2:

Während der Oscar-Verleihung dringen Wayne Hudson und seine Freundin Scout in Bruce' Wohnung ein: sie sind das derzeit polizeilich meist gesuchte Paar in Amerika, das in den vorangegangenen Wochen durch zahlreiche Morde in die Schlagzeilen geraten ist. Der Zuschauer erfährt, dass Wayne, ein Psychopath, von Banküberfällen lebt, Gewaltfilme liebt, Bruce Delamitri verehrt, und dass die meisten Männer, die Opfer seiner Gewalt geworden sind, deswegen sterben mussten, weil sie - wie Wayne meint - seine Freundin Scout begehrlich angesehen hatten.

Nachdem sich die beiden in Bruce' Schlafzimmer zurückgezogen haben (Wayne: "I bet they have a water bed and a mirror on the ceiling"), kommt Bruce von der Oscar-Preisverleihung zurück - mit dem frisch gewonnenen Oscar. Er hat von der Verleihungsparty Brooke Daniels mitgebracht, eine junge Frau, die in Hollywood als Schauspielerin Fuß zu fassen versucht hat, aber bislang nur als Playboy-Model und als Kokain schnupfendes Party-Häschen in der Hollywood "high society" Aufmerksamkeit erregt hat.

Sie hat sich von Bruce "abschleppen" lassen, weil sie sich durch den Kontakt mit ihm die Chance auf eine Filmrolle erhofft. In dem Moment, als beide miteinander intim werden wollen, kommen Wayne und Scout aus dem Schlafzimmer zurück. Bruce und Brooke sind zu Tode erschrocken, als die beiden schwer bewaffneten jungen Leute auftauchen, die sich als die berüchtigten "Mall Murderers" vorstellen. Bruce glaubt an einen Überfall und versucht Wayne Bargeld und seinen Lamborghini Sportwagen anzubieten, was Wayne aber dankend ablehnt: Er will den bewunderten Regisseur Bruce Delamitri kennen lernen und ihn für seine Zwecke nutzen. Bruce erschrickt erneut, als er erfährt, dass die beiden Eindringlinge den Wachmann am Eingang getötet haben und als er per Sprechanlage hört, dass sein Produzent Karl ihn besuchen will.

Nach kurzer Überlegung stimmt Wayne dem Besuch zu, er und Scout verstecken ihre Waffen unter ihrer Kleidung. Während Wayne Karl am Haupteingang abholt, versucht Brooke, das Vertrauen von Scout zu gewinnen, wird aber durch Karls Eintreffen unterbrochen. Karl ist über die empörte Reaktion von großen Teilen der amerikanischen Öffentlichkeit auf die Oscar-Verleihung an Bruce beunruhigt und hat Sorge, dass er finanzielle Einbußen hinnehmen muss. Er gibt die Schuld für diese negative Entwicklung jenen "damned Mall Murderers", die er als 'menschlichen Müll' ("fucked-up white trash") und 'Abschaum' ("scum") bezeichnet. Weil die Öffentlichkeit (vor allem die Medien) Bruce Delamitris Filmen die Schuld für die gewalttätigen Aktionen der beiden gibt, gerät Karl mehr und mehr in Rage, in seiner Empörung nicht ahnend, dass die beiden Fremden (die Bruce als Bewerber für sein neues Filmprojekt "Killer Angels" vorgestellt hat) die von ihm beschimpften "Mall Murderers" sind.

Akt II:

Bruce gerät noch mehr in Panik, als über die Sprechanlage seine Frau (wie tags zuvor vereinbart) ihren Besuch ankündigt. Bruce versucht, sie davon abzuhalten (weil er sie nicht in die Angelegenheit mit hineinziehen möchte), kann aber ihr Kommen nicht verhindern, da sie über einen Wohnungsschlüssel verfügt. Bruce ist geschockt, als er sieht, dass sie von Tochter Velvet begleitet wird, weil er um deren Leben zu fürchten beginnt. Farrah erkennt sogleich, dass es sich bei den beiden Fremden nicht um Schauspieler handelt und unterstellt Bruce obszöne Machenschaften ("some kind of 'S and M' thing"). Sie versteht die Zusammenhänge überhaupt nicht, als Bruce sie anfleht, mit Velvet die Wohnung zu verlassen und als Wayne anfängt, sich als Vertreter von Bruce' Angelegenheiten aufzuspielen: Er bietet Bruce sogar an, Farrah mit seiner Waffe (die er in diesem Moment zieht) zu töten, damit Bruce das Vermögen nicht zu teilen braucht. Als Wayne dann auch noch Velvet bedroht, wandelt sich Bruce' Panik in Wut und er verlangt, endlich zu wissen, was Wayne und Scout eigentlich von ihm wollen.

Wayne erklärt ihm, dass er ihn zu seiner und Scouts Rettung braucht ("for mine and Scout's salvation") und er daher den Fernsehsender CBS informiert habe und dieser dann die Polizei herbeigerufen habe. Jetzt, wo ihm das öffentliche Interesse sicher ist, will er, dass Bruce vor laufender Fernsehkamera die Schuld für sein und Scouts Verhalten auf sich nimmt. Er behauptet, dass es in Amerikas Rechtsprechung nie wahre Schuldige gebe, ob es sich nun um O.J. Simpson handele, der seine Frau getötet habe, um Polizisten, die einen schwarzen Jungen erschossen hätten oder um die Frau, die ihren Mann seiner Männlichkeit beraubt habe: es komme immer darauf an, dass man eine Entschuldigung habe ("Nobody gets blamed for anything in this country, nothing is anybody's fault. So why the hell should we take the rap for what we done?"). Und er habe sich Bruce Delamitri ausgesucht: Bruce solle aussagen, dass er bedauere, ihn und Scout durch seine Filme zu Gewalttaten verführt zu haben.

Bruce ist schockiert: Was Wayne von ihm verlangt, würde sein ganzes Lebenswerk zunichte machen und sein Ego als Künstler zerstören. Deswegen schlägt er Wayne eine Debatte zwischen ihnen beiden über das Thema vor, in der Hoffnung, vor der Kamera beredter und erfahrener zu wirken. Wayne stimmt trotz Scouts Bedenken zu: Ein 2-Mann Team von Kameraleuten soll - spärlich bekleidet - in die Wohnung kommen, um ihre Debatte in ganz Amerika zu übertragen. Nach dem Eintreffen der Filmcrew kontrolliert er, ob auch alle Sender angeschlossen sind.

Die Debatte scheint zunächst nach Bruce' Plan zu laufen, als Wayne auf dem Kontrollmonitor sieht, dass das öffentliche Interesse plötzlich stark nachlässt. Da hat er eine Idee, die Zuschauer an den Fernsehschirmen erneut in seinen Bann zu ziehen ...

 

 

 

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