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Zum Inhalt der Stücke: Unter dem Titel "The Two Of Us" soll der heutige Theaterabend anhand von 3 Einaktern auf verschiedene Art menschliches Zusammenleben illustrieren: In "Black and Silver" von Michael Frayn zeigt sich, wie die Geburt eines Kindes, sein dauerndes Da-Sein, das leben eines Ehepaares verändert, wie sich dieses Kind in die bisherige Zweisamkeit drängt und die bislang unverplante Frei-Zeit in feste Formen fügt. In "The New Quixote" beschreibt Michael Frayn die zufällige Bekanntschaft zwischen Gina, einem 'späten Mädchen', und Kenneth, einem phantasievollen und spontanen jungen Mann, der ein besessener Elektrobastler und Liebhaber moderner Musik (Messiaen) ist. Nach der Lektüre Sigmund Freuds glaubt Kenneth erkannt zu haben, daß die Menschen in Wirklichkeit anders sind, als sie sich geben; er baut darauf sein Weltbild auf: Alles ist anders als es scheint. Gina, die zunächst ein Abenteuer mit Kenneth suchte und ihn wieder loswerden möchte, verfällt seinem jungenhaften Charme und seiner Lebensphilosophie mehr und mehr, bis sie sein Weltbild schließlich übernimmt. Daraufhin versinkt er erneut in Zweifel, und die eben erst geknüpften Bande werden wieder brüchig. Kenneth: "It's when something's obviously right that you have to start worrying. When people start taking you seriously! When everything seems to fit".
Das letzte Stück, "The Zoo Story" von Edward Albee, ist sicherlich das anspruchsvollste und, bezüglich seiner Deutung, das vielseitigste. Es zeigt die Schwierigkeiten schon zweier Menschen (der Menschen überhaupt), sich auszudrücken, Kontakt miteinander zu knüpfen oder gar einander zu verstehen. Peter hat eine Frau, 2 Töchter, 2 Katzen, 2 Papageien und einen 'verantwortungsvollen' Posten bei einem kleinen Verlagshaus. Er führt ein bürgerlich geregeltes Leben im östlichen (.d.h. besseren) Teil der Stadt New York und verbringt gewöhnlich seinen Sonntagnachmittag auf immer derselben Bank im Central Park. In dieser Situation trifft er auf Jerry, der, völlig einsam im Westen der Stadt wohnend, nach jemandem sucht, mit dem er wirklich reden kann. Als Peter dessen Anliegen nicht versteht, versucht Jerry, es ihm mit Hilfe einer Parabel deutlich zu machen: Er erzählt ihm vom Hund seiner Vermieterin, der ihn nicht leiden konnte, und dessen Zuneigung er zunächst im Guten ('kindness') und später im Bösen ('cruelty') gewinnen wollte. Beides misslang zwar in sich, jedoch in Verbindung der beiden Verhaltensweisen gelang — für Jerry eine wichtige Erfahrung — zumindest ein Kompromiß: Der Hund und Jerry respektierten einander. Peter versteht den Sinn der Geschichte nicht, so daß Jerry die für ihn so bedeutende Erfahrung ('cruelty combined with kindness') in der Schlussszene an Peter ausprobieren muß. Das Stück stellt den Schrei eines in der Stadtanonymität untergehenden Menschen nach Wärme menschlicher Wärme und Geborgenheit dar, die er weder in seinem Wohnblock, noch bei den 'pretty little ladies', die er immer nur einmal trifft und dann nicht wieder sehen mag, findet. Im Zoo endlich, wo er sieht, wie die Tiere von den Menschen, und die Tiere von einander getrennt leben, entschließt er sich voller Verzweiflung, keine Kompromisse mehr zu akzeptieren (s. Parabel vom Hund), sondern endlich einen Menschen für sich zu gewinnen und ihm nahe zu sein: 'make contact with someone'. Jerry: "We neither love nor hurt because we do not try to reach each other. And, was trying to feed the dog an act of love? And, perhaps, was the dog's attempt to bite me not an act of love? If we can so misunderstand, well the, why have we invented the word love in the first place?" Wolf-Werner Pickhardt
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