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Alan Ayckbourn:
Mother Figure

Kommentar:

In Mother Figure ist, wie in den meisten Komödien Ayckbourns, der Humor immer noch innerhalb der Dimension des Tragischen angesiedelt. Wir lachen zwar über Lucy und ihre Macken, aber letztendlich ist es eher traurig mit ansehen zu müssen, wie eine (Ehe-)Frau sich auf Grund ihrer Aufgaben als Mutter immer mehr verändert, eindimensional wird, eine andere Person wird.

Alan Ayckbourn hat in einem Interview über seinen Einakter hierzu gesagt: "I observed with some alarm [...] the fact that if an intelligent woman spends her days exclusively with children she can very easily disappear. It's said in a satirical way, but it is an alarming fact. Having children is one of the easiest things in the world. But the implica­tions of a child, if you follow it through, are seventeen years of your life."

Mother Figure ist ein Stück über Vereinsamung, über Isolation von der Außenwelt, über den Frust der Ehefrau, die trotz Ehemann letztlich allein erziehend ist; eine Frau, die anfängt, sich aus der Welt der Erwachsenen herauszulösen, deren Sprach- und Verhal­tensmuster verlernt, nur noch in einsilbigen Antworten oder Imperativen reagiert.

Das Stück zeigt aber auch, dass die Mütterlichkeit, die Lucy an den Tag legt, zum Verständnis zwischen ihr und Rosemary beiträgt, weil Rosemary durch das ungesellige Leben ihres Mannes ebenfalls in eine Isolierung von Ehemann und Umwelt gedrängt wird. Obwohl Terry die ganze Zeit den Macho spielt, erliegt auch er am Ende fast gegen seinen Willen dem Charme dieser Mutter-Frau, die sich von seinem "Gehabe" nicht beeindrucken lässt und sich mit ihrer im täglichen Erziehungskampf erprobten psychi­schen Stärke und Überlegenheit durchsetzt.

Barrie Keeffe:
Gotcha

Gotcha ist ein sehr kritisches Stück, das mit der Idee aufräumt, dass die ‘comprehensive schools’ in England das Allheilmittel der Bildungsmisere seien. Es zeigt, dass die Schüler, die Förderung am nötigsten hätten, auch in dieser Schulform vernachlässigt werden. Der Autor bezieht hier nicht einseitig Stellung, sein Portrait des Kid ist nicht das eines Antihelden, Kid ist trotz seiner 16 Jahre ein Kind, ist irritierend in seinem Verhalten und stark verwirrt. Der Generation seines älteren Bruders war ein Leben als "factory fodder" bestimmt, seine Zukunftsaussichten aber sind Fabrikschließungen und Massenarbeitslosigkeit für Schüler ohne intellektuelle Qualifikationen. Sein Ärger, sein Frust, seine Lebensangst, artikuliert in seinem Aufschrei "What about me?", gehen dem Zuschauer unter die Haut.

Der Autor hat die Handlung aus der Zeit wirtschaftlicher Rezession unterlegt mit Musikstücken aus dieser Zeit, die auf Grund ihres Stils und der Texte die Aussage und die jeweilige Grund­stimmung der einzelnen Szenen verdeutlichen sollen.

Das Stück fängt an mit Thunderclap Newmans "Something in the Air", das bereits eine Vorahnung zu erkennen gibt:

Call out the instigator because there's something in the air.
We've got to get together sooner or later because the revolution is here.
And you know it's right.

Die Szene endet mit dem Lied der Rolling Stones "Get off my Cloud", das verdeutlicht, wie sehr Kid sich auf sich selbst gestellt sieht und seinen neuen Träumen nachhängt, jetzt wo er das Sagen hat, wo man ihn zum ersten Mal in seinem Leben danach fragt, was er möchte:

I said, Hey! You! Get off my cloud
Don't hang around 'cause two's a crowd
On my cloud, baby.

Die zweite Szene endet aggressiv mit "Street Fighting Man", wieder von den Rolling Stones:

Hey! Said my name is called disturbance
I'll shout and scream, I'll kill the king, I'll rail all his servants
Well, what can a poor boy do
'cept to sing for a rock 'n roll band
'Cause in sleepy London town
There's just no place for a street fighting man.
No!

Die letzte Szene beginnt mit einem Hoffnungsschimmer: Lynne beginnt, Kid zu verstehen, will ihm zumindest psychologisch helfen. Die Einleitung hierzu ist "Here comes the Sun" von den Beatles. Dort heißt es in der letzten Strophe:

Little darling, I feel that ice is slowly melting.
Little darling, it seems like years since it's been clear.
Here comes the sun, here comes the sun,
and I say, it's all right.

Die Musik "We are Sailing" von Rod Stewart während der Unterhaltung mit Lynne, in der auch sie von ihrer Einsamkeit spricht, unterstreicht die für eine kurze Zeit aufkeimende Hoffnung, schlägt aber gleichzeitig eine sehr melancholische Stimmung an, wenn es dort heißt:

Can you hear me, can you hear me
thro' the dark night, far away,
I am dying, forever trying,
to be with you, who can say.

Das Ende in Verzweiflung wird dann erneut untermalt mit Hilfe der Rolling Stones und ihrem Lied "19th Nervous Breakdown".

(Wolf-Werner Pickhardt)

 

 

 

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