Home
Die Theaterstücke
Texte: alphabetisch
Links
Impressum
 

Frank Vickery:
Roots and Wings

Aus dem Programmblatt der Aufführung 1999

Zum Inhalt des Stückes:

Akt I, Szene 1
Ruby und Griff befinden sich auf einem Krankenhausflur vor dem Zimmer ihres Sohnes Nigel, der am Vorabend einen Autounfall zusammen mit seinem homosexuellen Freund Kevin hatte, als die beiden von ihrer abendlichen Transvestiten­Show ('drag act') nach Hause fuhren. Während Nigel als Fahrer des Unglückswagens mit einer Gehirnerschütterung und leichteren Verletzungen davongekommen ist, liegt Kevin noch im Koma.

Auf dem Flur wartet Ruby ungeduldig darauf, ihren Sohn Nigel besuchen zu können, während ihr Mann Griff eher widerwillig nachgekommen ist: Er hatte erst am Samstag zuvor beim Besuch der Transvestitenshow erfahren, dass sein Sohn diesen (zweiten) Beruf ausübt. Nigel hatte seinen sich sichtlich gut amüsierenden Vater auf die Bühne geholt und sich dann demaskiert. Griff war geschockt und fühlte sich gedemütigt, zumal sich seine Arbeitskollegen seitdem über ihn lustig machen.

Ruby wusste bereits seit längerem von Nigels Beruf als 'drag queen' und von seinen homosexuellen Neigungen. Griff hat große Probleme, mit dieser Situation klarzukommen: er sucht nach Auswegen: er überlegt, ob man Nigel nicht mit psychiatrischer Hilfe zur "Normalität" zurückführen kann ("...to have him straightened out") bzw. er sucht den Grund für Nigels Andersartigkeit in Rubys Erziehung zu finden.

Ruby fühlt sich von ihrem Mann angegriffen und wehrt sich: Sie erinnert ihn daran, dass er vor vielen Jahren bei einem Familienausflug in einem öffentlichen Bus in Frauenkleidern gefahren ist (Griff: "That was only a bit of fun.") Außerdem entsinnt sie sich, dass Griff vor ihrer Ehe mit einem gewissen Ritchie Thomas befreundet war, der ständig in Griffs Nähe war und sogar während ihrer Hochzeitsreise plötzlich auf demselben Campingplatz auftauchte, so dass sie, Ruby, schließlich ein Machtwort sprechen musste. Griff verwahrt sich entschieden gegen diese Vorwürfe; an ihrer Freundschaft sei nichts Anrüchiges gewesen: "We were like brothers, we were."

Ruby erzählt Griff, dass für sie der Ratschlag einer Mutter, die von ähnlichen Problemen mit ihrem Sohn in einer Zeitschrift berichtet hatte, von großer Hilfe war: "There are two things parents should give their children: Roots and Wings." Danach fordert sie Griff auf, mit ihr zusammen Nigels Krankenzimmer zu betreten.

Akt I, Szene 2

Die zweite Szene findet in Nigels Krankenzimmer statt, in dem Nigel sich mit Vernon, dem Vater seines Freundes Kevin, unterhält — und zwar zeitgleich zur vorher gesehenen Szene: ab und zu dringen Teile von Rubys und Griffs Auseinandersetzung durch die Zimmertür.

Vernon, Kevins Vater, spricht zwar mit Nigel über den Unfall, ist aber weniger an dessen Gesundheitszustand interessiert als vielmehr daran herauszufinden, ob Nigel ihn am letzten Samstag bei einem Seitensprung in seinem Auto gesehen hat. Nigel, dem man bisher die Wahrheit über Kevins ernsten Gesundheitszustand verschwiegen hat, weiß um Vernons Fehltritt und erkennt schnell seine Absichten. Er nutzt sein Wissen aus, um Vernon zu zwingen, Kevin an seinem Krankenbett besuchen zu dürfen, da er die Einwilligung von Kevins Familie dazu benötigt. Vernon, in die Enge getrieben, teilt ihm mit, wie schwer Kevin verletzt ist.

Nigel ist geschockt und erzählt, warum er Kevin unbedingt sehen und sprechen muss: Kevin hatte ihm am Abend des Unfalls mitgeteilt, dass er — zusammen mit seiner Tochter Kate, die bei den beiden jungen Männern wohnte — zu seiner früheren Frau zurückkehren wollte. Nigel ist verzweifelt, weil sein ganzer Lebensinhalt zu zerbrechen droht: seine Beziehung zu Kevin, seine Verantwortung für die kleine Kate und seine Karriere als 'drag queen'. Aber er sieht noch die Chance, mit Vernons Hilfe seinen Freund zurückzugewinnen: er weiß zuviel über Vernon, als dass dieser seine Hilfe ablehnen könnte.

Akt II:

Der zweite Teil der Handlung findet gleichzeitig in Nigels Krankenzimmer und auf dem Flur statt.

Ruby und Griff betreten nun Nigels Zimmer, wobei Griff sich direkt durch Nigels Anspielungen verprellt fühlt und sogleich wieder geht. Auf dem Flur begegnet er Rita, Kevins Mutter, die die ganze Nacht am Bett ihres Sohnes gewacht hat. Im Verlauf ihres Gespräches finden Griff und Rita heraus, mit wem sie es jeweils zu tun haben, und dass sie aus demselben Grund im Krankenhaus sind.

Rita fasst Zutrauen zu Griff und berichtet ihm von ihren Schuldgefühlen: sie war am Abend des Unfalls nicht zu Hause, weil sie ein Rendezvous mit ihrem Chef hatte. Dadurch war sie telefonisch nicht erreichbar; sie glaubt, dass sie für ihren Fehltritt jetzt bezahle.

Gleichzeitig beichtet Nigel der Krankenschwester, dass es sich gar nicht um einen Unfall gehandelt habe, sondern dass er — aus Wut, Eifersucht und Verzweiflung über Kevins Mitteilung ihn zu verlassen — das Auto absichtlich gegen einen Baum gelenkt habe. Die Krankenschwester (selbst geschieden und lebenserfahren) versteht ihn zwar, weigert sich aber, sein Geständnis gehört zu haben — zumal Kevins Zustand nach wie vor lebensbedrohlich ist.

Während sich auf dem Flur Rita und Ruby kennenlernen, versucht die Krankenschwester, Nigel über sein Gefühl der Ausweglosigkeit hinwegzuhelfen. Rita besucht schließlich Nigel an seinem Krankenbett, nachdem sie ihn indirekt für den Unfall verantwortlich gemacht hat ("Have you seen the way he drives?").

Gerade als Nigel andeutet, es sei kein richtiger Unfall gewesen, kommt Vernon mit der Nachricht herein, Kevin habe das Bewusstsein wiedererlangt. Alle, bis auf Nigel und seinen Vater Griff, stürzen hinaus. Die beiden versuchen, ihr Verhältnis zueinander zu erklären und scheinen sich etwas näher zu kommen, bis Nigel fragt, wer Ritchie Thomas sei. Da verweigert sich Griff.

Nigel kann nun endlich seinen Freund auf der Intensivstation besuchen, kommt aber frustriert wieder zurück ...

Wolf-Werner Pickhardt

 

 

 

[Home] [Die Theaterstücke] [Texte: alphabetisch] [Links] [Impressum]
© 2004 by W.W. Pickhardt, Meerbusch (Germany) - bei Fragen bitte Kontakt aufnehmen